GESCHICHTE - Die Ausgrabung der Düwelsteene


Im Jahr 1932 leitete der Direktor der Abteilung für Ur- und Frühgeschichte am Landesmuseum Münster, August Stieren, eine Ausgrabung an den Düwelsteenen, die vom Heimatverein Heiden durchgeführt wurde. Während die Ausgrabung mit Zeichnungen und Fotos dokumentiert wurde, gab es keine Dokumentation der Düwelsteene, bevor man mit der Ausgrabung des Grabes begann. Daher war das Citizen-Science-Projekt notwendig, um bessere Quellen darüber zu erhalten, wie die megalithische Struktur vor ihrer Restaurierung aussah.


Die Ausgrabung führte zu einer gewissen Dokumentation des Megalithgrabs, mit Bildern der Grabungsarbeiten selbst und Bildern der ausgegrabenen inneren Teile des Grabes mit sichtbaren kleineren Steinen, die den Boden des Grabes auskleiden. Obwohl die Ausgrabung archäologisch begleitet wurde, gibt es keine genauen Pläne oder Skizzen, die die Struktur des Megalithgrabs vor der Ausgrabung und Restaurierung zeigen. Eine Skizze, die aus der Zeit der Ausgrabung stammt, zeigt einen idealisierten Plan der Düwelsteene mit der Anordnung der Steine nach der Restaurierung und der Anordnung der Abschnitte aus der Ausgrabung. 

Die Grabung des Megalithgrabes wurde zwar vom Heimatverein Heiden durchgeführt, stand aber unter archäologischer Aufsicht. Dadurch wissen wir nun, wie das Grab aufgebaut war und wie die Megalithen mit kleineren flachen Steinen im Sandboden verankert waren. Es ist möglich, dass das Megalithgrab mit einem Hügel bedeckt war, denn in der Zeichnung der Ausgrabungsstätte sind kleinere Megalithen im Außenbereich des Grabes eingezeichnet. Es ist jedoch nicht klar, ob diese kleineren Megalithen in situ sind oder durch die Zerstörung der Stätte in diese Bereiche verlagert wurden.

excavation at the Düwelsteene 1932

Ausgrabung der Düwelsteene, Orthostat an der Ostseite des Grabes (Bild: LWL-Altertumskommission für Westfalen)


Im Inneren des Grabes wurde eine 65 cm dicke archäologische Schicht freigelegt, die aus Keramik und Knochenfragmenten bestand. In dieser Schicht konnten mindestens drei vollständige verzierte Tonwaren und eine undekorierte Kollardflasche gefunden werden (Schierhold und Stapel 2018: 8). Da an den Düwelsteenen zu unterschiedlichen Zeiten gegraben wurde, sind einige Funde ohne Aufzeichnung verloren gegangen. 

Es ist möglich, dass Jodocus Hermann Nünning das Großsteingrab zu Beginn des 18. Jahrhunderts ausgegraben hat, aber die Scherben, die er sammelte und in seiner Dissertation zeichnete, sind verloren. Die vollständigen Keramikfunde und Scherben, die Anfang der 1920er Jahre ohne archäologische Aufsicht ausgegraben wurden, wurden 1930 vom Essener Ruhrmuseum angekauft, nachdem sie von dem Gastwirt Hugo Hinsken in Heiden zusammengetragen worden waren. Heinz Knöll schrieb 1959 seine Dissertation über diese Funde von den Düwelsteenen, hatte aber nicht Zugang zu allen Scherben, so dass seine Einschätzung der Keramikfunde aus dem Megalithgrab unvollständig ist (Schierhold und Stapel 2018: 17). 

Als Gefäßformen lassen sich Trichterbecher, Amphoren, Kragenflaschen, Schalen und Schultergefäße mit Henkel und/oder Knauf identifizieren.  Vollständig erhalten sind eine undekorierte Kragenflasche und eine undekorierte Amphore (Schierhold und Stapel 2018: 21). Aus allen noch vorhandenen Keramikfunden lassen sich mindestens 110 Gefäße identifizieren. Von diesen identifizierten Keramiktypen sind 84 dekoriert und 26 undekoriert. Da es sich bei den Düwelsteenen um eine relativ bekannte megalithische Fundstelle handelt, sind viele Funde im Laufe der Jahrhunderte durch illegale und unregistrierte Ausgrabungen verloren gegangen oder zerstört worden. 

excavation at the Düwelsteene

Ausgrabung der Düwelsteene, Boden des Megalithgrabes (Bild: LWL-Altertumskommission für Westfalen)


Es kann davon ausgegangen werden, dass das Megalithgrab etwa 300 bis 500 Gefäße enthielt. Die Verzierungen auf den Scherben erlauben eine typologische Einordnung in Anlehnung an Anna Brindley, die die Horizonte 1 bis 7 der Trichterbecherkultur definiert, sowie neue Daten durch Radiokarbondatierungen von Moritz Mennenga. Diese Einteilung zeigt einen Nutzungszeitraum des Megalithgrabes von mindestens 3300 v. Chr. bis 2860 v. Chr., vielleicht sogar bis 2760 v. Chr., da einige Keramikfunde typische Formen dieser späteren Periode aufweisen (Schierhold und Stapel 2018: 22). Die Keramik und Verzierungen sowie die Struktur des Grabes entsprechen auch der Einordnung des Megalithgrabes Düwelsteene in die Westgruppe der Trichterbecherkultur (Jaždžewski 1932: 92 ff). 

Ungewöhnlich sind die Funde von zwei mit Scherben gepflasterten Gruben am äußeren Teil des Megalithgrabes nahe der Hügelgrenze. Ein ähnlicher Fund solcher Gruben wurde nur bei der Ausgrabung des Megalithgrabes von Lengerich-Wechte, nordöstlich der Düwelsteene bei Osnabrück, nachgewiesen.


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Quellen und weiterführende Literatur: